Bauernproteste Niederlande: Zehntausende Bauern blockieren Straßen in den Niederlanden
Der Protest von Landwirten in den Niederlanden erreicht einen neuen Höhepunkt. Sie protestieren gegen die ökologisch begründete Schließung von zahlreichen Höfen nach EU-Vorgaben.
Die Bilder sehen eindrucksvoll aus: Traktoren wohin man auch sieht, sie sind überall. Sie blockieren Straßen und Ausfahrten von Supermärkten, ebenso von Häfen. Vor einem Lebensmittellager in Nijkerk haben Bauern neben ihren Traktoren auch einen Anhänger mit einem Wasserbad aufgestellt, in dem sie sich abkühlen können.
Polizeiwagen schieben Heuballen auf die Seite, mit denen Landwirte die Straßen blockiert haben. Auch Fischer blockierten im Schulterschluss mit den Landwirten Häfen, sodass Fährschiffe zu den Nordseeinseln nicht ausfahren konnten. Ein Schiff hatte sich unter einer hochgezogenen Strassenbrücke quer gestellt, so dass die Straßenbrücke nicht wieder herunter gelassen werden konnte.
Vielerorts ging nichts mehr – wie in Zwolle. Zehntausende niederländische Landwirte blockieren Straßen und Kreuzungen. Viele niederländische Bürger unterstützten die Proteste.
In Eindhoven marschierten Tausende von Bürgern zur Unterstützung der Bauern mit.
Sie zündeten auch ein Feuer vor dem Eingang des Rathauses von Epe an.
Die A 37 bei Zwolle – blockiert – ebenso die Autobahn bei Twente.
An den Grenzen nach Deutschland bei Eindhoven, Enschede und Venlo kam es zu zahlreichen Staus, weil auch dort Traktoren die Fahrbahnen blockierten.
Holländische Bauern schlossen auch in Coevorden die Grenze zwischen Holland und Deutschland mit Tonnen von Gülle und Mist.
Die Bauern hatten angekündigt, das »ganze Land lahmzulegen« und auch den Flughafen Amsterdam stillzulegen. Das war nicht nötig – die Reisenden stauten sich auch so. »Dafür braucht man keine Bauern«, kommentierten die Landwirte. Auch den Hafen von Rotterdam ließen die demonstrierenden Bauern in Ruhe.
Ministerpräsident Rutte kondolierte auf Twitter zum Tod des Dichters Remco Campert, schenkte dem Bauernprotesten demonstrativ aber keine Aufmerksamkeit.
Die Bauernproteste laufen auch vor großen Verteilzentren der Lebensmittelketten. Über 40 Lagerzentren sollen so abgesperrt worden sein. Einige leere Regale im Lidl-Markt in Spakenburg zeigten, dass in den Supermärkten Milchprodukte knapp werden. Nach Medienberichten gingen auch in anderen Supermärkten Brot, Milch und Gemüse zur Neige.
Die Abgeordnete im Repräsentantenhaus Caroline van der Plas, die noch im Kabinett die »Ministerin für Umwelt und Stickstoff« van der Wal kritisiert hatte, besuchte die protestierenden Landwirte, räumte aber ein: »Das ist nicht meine Bühne. Ich komme, um zu sehen, was Sie zu sagen haben, und um den Landwirten zuzuhören.« Sie musste sich im Gegenzug anhören: »Nun, Caroline, Du tust auch nicht genug für die Landwirte!«
Sogar das australische Fernsehen Sky News berichtet, dass „massive, massive Proteste“ der Bauern vonstatten gehen. Es sei krank, dass die Regierung hingehe und komplette Farmen schließe, so der Moderator. Sie unterstützen erstaunlicherweise die Position der Bauern, während fast alle anderen Medien auf die angebliche Umweltverschmutzung durch Stickstoff und CO2 in den Vordergrund rücken, also vermitteln, dass die Enteignung gerechtfertigt sei.
Autor: Holger Douglas
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